Im Prinzip ja, argumentierte Annette Huber, Qualitätsprüferin bei einer privaten Krankenkasse. Die weitaus meisten Arbeiten leisten Frauen, aber die Männer holen auf. In der häuslichen Pflege liegt ihr Anteil bereits bei 25%.
Bei der Veranstaltung der Groß-Umstädter GRÜNEN zum Weltfrauentag referierten etliche qualifizierte Referent*innen über die verschiedenen Aspekte der Pflege.
Der bundespolitischen Sprecherin der Bündnisgrünen für Gesundheit und Alter, Bundestagsabgeordnete Kordula Schulz-Asche lag besonders das Thema professionelle Pflege und Pflege durch Angehörige am Herzen. Sie wies vor allem auf die allerorten fehlenden Fachkräfte hin. Ein Sofortprogramm mit jeweils 25.000 zusätzlichen Pflege- und Altenpflegekräften ist dringend erforderlich. Gerade auch durch den demografischen Faktor rutschen immer mehr Menschen in die Pflegebedürftigkeit.
Annette Huber berichtete zudem von ihren Erfahrungen vor Ort in den Pflegestätten. Der Druck dort auf die Mitarbeiter ist gewaltig. Viele stehen kurz vor dem Zusammenbruch, trauen sich aber nicht, die Belastungen publik zu machen. Es ist ihnen peinlich und sie fürchten die Ablehnung.
Das Zentrum der medizinischen Versorgung des Kreises Darmstadt Dieburg war durch Stefanie Rudolph und den dortigen MVZ-Manager, Alexander Noll vertreten, der auf das vom Landrat angeregte Gesundheitskonzept 2025 hinwies. Wesentliche Elemente sind die Planungen der zukünftigen Bedarfe im Pflege- und Gesundheitswesen des Landkreises. Weil in etlichen Regionen die haus- und fachärztliche Versorgung nicht mehr sichergestellt werden kann, ist es eine Option, medizinische Versorgungszentren (MVZ) aufzubauen, wie es seit 2014 beispielsweise in Ober-Ramstadt eingerichtet wurde.
Stefanie Rudolph ist im MVZ als Case Managerin bzw. als Gesundheitslotsin tätig. Sie berät und informiert zu Themen der Gesundheit, Gesundheitsversorgung wie auch Prävention. Weiterhin kümmert sie sich um die medizinische und pflegerische Versorgung von ihr zugewiesen Patient*innen indem sie entsprechende Hilfen durch Fachärzte, Pflegestützpunkte, Besuchsdienste etc. koordiniert. Durch das Mehr an Gesprächszeit mit ihren Patient*innen kann sie die ganzheitliche Situation der Menschen erfassen und auf ihre Bedürfnisse besser eingehen.
Im Anschluss referierte unsere Umstädter Vorsitzende des Seniorenbeirates, Karin Rogalla über das Thema Demenz. Sie wünscht sich mehr Verständnis, Achtsamkeit und Aufmerksamkeit für demente Menschen, die durchaus noch am öffentlichen Leben teilnehmen, aber mit vielen Zusammenhängen nicht mehr klar kommen.
Die anschließende Diskussions- und Austauschrunde erwies sich als sehr umfassend und ergiebig. Eine Teilnehmerin war mit ihrem behinderten Sohn da und erzählte sehr berührend von den Nöten und Problemen bei der Versorgung ihres Kindes. Ausführlich wurde über das Thema Gemeindeschwester 2.0 diskutiert. Die Idee ist, dass Menschen ab 70 besucht werden, um etwaigen Hilfebedarf festzustellen. Damit werden auch vereinsamte und hilflose Personen erreicht, die sonst keine Aufmerksamkeit erführen. In Groß-Umstadt hat bereits 2011/2012 ein Runder Tisch das „Konzept für die Seniorenpolitik der Stadt Groß-Umstadt“ entwickelt und dabei mittelfristig einen kommunalen Pflegestützpunkt anvisiert. Angesichts des demografischen Wandels auch im hausärztlichen Bereich sollte man deshalb über die Einrichtung einer Stelle als Gemeindeschwester 2.0 in Groß-Umstadt nachdenken!
Ortsverband Bündnis90/Die Grünen